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Frauenstereotype am Berg, Teil 1

Blog von: Valeria Hochgatterer

Frauenstereotype am Berg: von Mountain-Barbie bis Ledermizzi und Bergheldin, Teil 1: 
Blog der Berglerin Valeria Hochgatterer

Ein subjektiver und nicht statistisch fundierter Überblick:
Gleich vorne weg – diese Zeilen sind …na no… politisch unkorrekt. Sie basieren außerdem nicht auf einer nach statistischen Gütekriterien erstellten Forschungsarbeit. Also ist das Ganze eigentlich viel eher ein subjektiver Lokalaugenschein in den Hütten und an den Bergflanken der mitteleuropäischen Bergwelt.

Inhaltlicher Fokus:
die vielen Varianten weiblicher Charaktere im alpinen Terrain. Und da es derer mehrerer gibt hier ein lustvoller, nicht allumfassender, Überblick über das eigene Geschlecht. Zu meiner Verteidigung als Verfasserin …. Ich nehme mich von einigen (oder mehreren) Persönlichkeitsmerkmalen nicht aus. Aber wie so oft im Leben gilt, die Mischung macht’s….



Die Mountain-Barbie
Blond, blauäugig (im wahrsten Sinne des Wortes) oder lange schwarze Haare die im Bergwind wehen UND….. absichtlich UNGLAUBLICH ignorant bezüglich alpinen Sicherheitsstandards. Als Gegenüber ist dabei schwer zu erkennen, ob sie nur so tut oder wirklich so ist. Sie hat jedenfalls in der Regel keine Ahnung von den Himmelsrichtungen, geschweige denn von einer Lawinenverschütteten-Suche. Den Pickel verwendet sie, um sich den Dreck unter den lackierten Fingernägeln herauszukratzen, ihr Lieblingskleidungsstück sind Hotpants-Merino-(unter)hosen bzw. die netten Primaloft-Röckchen diverser Hersteller (logischerweise ohne Hose getragen) und natürlich alles was rosa ist. Helm geht gar nicht, weil der die Frisur zerstört. Dafür ist ein Klettergurt gerne gesehen, der betont die Taille. Trägerleibchen und knappes Höschen reichen für den Aufstieg. Den Spiegel von der Bussole verwendet sie zum Nachschminken. Das schöne ist, sie ist jemand, die mit sich im Reinen ist. Sie will nicht anders sein, als sie ist und kann daher oft auch laut über sich selbst lachen. Das macht sie irgendwie sympathisch, auch wenn sie mit ihren Extrawürsten anstrengend ist. Solange andere Frauen in der Gruppe akzeptieren, dass sie das Schneewittchen und die alleinige Schönheit am Berg ist (und die meisten Männer, so wie damals sämtliche Zwerge und der Prinz, sich ihrer nicht erwehren können (und wollen)) ist alles gut. Können muss sie nichts, es gibt genug (männliche) Freiwillige die das Notwendige checken. Diese Dynamik zwischen ihrem/ihren Beschützern und Mountain-Barbie ist oft sehr harmonisch, wenn auch nicht sehr differenziert. Unharmonisch für die ganze Gruppe wird’s, wenn zu viele Zwerge Prinz bei ihr sein wollen (oder eine zweite Mountain-Barbie auftaucht).

Das Bergkätzchen (alias auch „das Tschopperl“)
Das Bergkätzchen hat nicht die schillernde Persönlichkeit einer Mountain-Barbie, wendet aber einen ähnlichen Trick an. Großäugig und schutzbedürftig. Man(n) springt darauf an, das Bambi-Schema funktioniert. Die Grammatik drückt es auch aus ….. das Bergkätzchen ist ein „Es“ und keine „Sie“. Das ist für die Emanzen unter uns schwer zu akzeptieren. Wofür sind unsere Vorfahrinnen auf die Berge gegangen, beweisend, dass wir es auch drauf haben am Großglockner – mit Lodenrock und Gehstock. Wozu kämpfen wir immer noch für Gleichberechtigung und Anerkennung unserer (Berg-)Leistungen und unserer Kompetenzen, wenn dann das Bergkätzchen „schnurrend um des Begleiters Beine streicht“, ihre Jause und ihre Ausrüstung lieb-lächelnd in seinen Rucksack packt und gemütlich hinterher wackelt. Klar ist – die Strategie hat Vorteile. Frau muss sich um nichts kümmern. Die Nachteile liegen dennoch auf der Hand: sie darf auch nicht mitreden. Der Abhängigkeitsgrad liegt bei gefühlten 99,5 %.

Gipfelfee (oder auch Alpenblume)
Eine Variante des Bergkätzchens ist die Gipfelfee. Sie ist einfach nur von vorne bis hinten lieblich und rein. Am Gipfel gibt es für den starken Begleiter einen gehauchten Kuss auf die Wange, sie widerspricht nicht, tut alles was er sagt – er ist ihr Held. Tendiert dazu in schwierigen Passagen sich ein „bisschen“ zu fürchten, was ihre Zerbrechlichkeit betont. Psychologisch-geschulte Menschen sind verleitet sie als passiv-aggressiv zu beschreiben. Kann andere Frauen mit ihrer Art nicht selbstständig zuzupacken in den Wahnsinn treiben. Isst Spatzenportionen und vorwiegend Gemüse, kein Dosenmais, kann Hüttenwirten und Hüttenwirtinnen mit Speisewünschen den Nerv töten. Ihr Vorteil: Sie kann gut andere trösten, wenn es denen schlecht geht, das hat was Nährendes-Liebes…… man(n) oder frau (und Wirt_In) wird mit ihr also wahnsinnig, kann ihr aber vor lauter Bambi-Effekt-Beiß-Hemmung nicht böse sein.

 

Die Ledermizi bzw. die Mirl von der Alm
Die weibliche Trachten- und Traditionsfraktion am Berg. Oft wandernd, seltener eiskletternd. Almgenuss und Brettljause sind wichtige Bestandteile der Bergzeit. Die Gruppierung teilt sich dabei meiner Meinung nach in zwei Subgruppen. Die traditionsverbundenen Mizis und Mirlis die schon als Kind im Dunstkreis von Volksmusik und Trachtenmusikkapelle mitgewandert sind. Dies ist Teil ihrer Persönlichkeit, ihrer Verwurzelung und ihrer Heimatverbundenheit. Echt bärig! Die zweite Untergruppe besteht eher aus „Quereinsteigerinnen“. Sie nehmen sich den Sommer frei oder gehen auf sinnsuchende Bildungskarenz von ihrem Job in der Stadt um als Sennerin beim Bauern auf der Alm mitzuhelfen, kasen zu lernen und den Boden unter den Füßen zu spüren. Oft machen sie das gemeinsam mit anderen Frauen und bilden dann einen richtigen Weiberhaufen mit Kopftuch, Gummistiefeln und blauer Trägerhose. Klingt verlockend!

Nächste Woche geht es weiter mit der Bergheldin, der Gipfelstürmerin, der Alpenkönigin, der (Berg-) Pipi Langseil und wie kann es anders sein?...mit der Berglerin!



© Valeria Hochgatterer, www.schrittweite.at – DIE BERGLERIN,
Online-Blog der Frauenseilschaft des Alpenvereins Edelweiss

mehr Info zur Frauenseilschaft:
www.alpenverein-edelweiss.at/frauenseilschaft