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Schladminger Höhenweg im August

Blog von: Rainer Vogl
Gleich mal vorweg, geschenkt ist der Schladminger Höhenweg nicht. Der kann schon was. Aber bis auf einen kleinen Ausrutscher hatten wir Kaiserwetter. Wenigstens. Und zum Glück.
 
 
Jedenfalls waren wir von Montag bis Freitag mit Übernachtungen auf vier verschiedenen Hütten unterwegs. Und es hat alles gepasst.
 
1.Tag
Um auch Öffi-Nutzern die Chance zu geben an dem Ereignis teilzunehmen, haben wir uns erst für 10:30 bei der Talstation der Gipfelbahn Hochwurzen verabredet. Eine Teilnehmerin hatte da bereits per SMS wegen Erkrankung abgesagt. Es sei am Rande erwähnt, dass sich die Talstation auch schon auf 1253m befindet. Geht sich von Wien mit Zug (samt Umsteigen) und Wanderbus locker aus. War sogar nur um 10 Minuten zu spät. Und oben (dank Gondelbahn 600HM erspart) ging es dann um 11:30 so richtig los, nämlich mit der ersten Etappe von der Hochwurzen zu den Giglachseen.
 
 
Unterwegs konnten die Gipfelsammler so richtig zuschlagen. Abseits des Weges lag das oder der Hochfeld, das Schiedeck und die Kampspitze. Einige sind mit Thomas (dem Konditionswunder) auch überall rauf. Die gemütlichere Truppe blieb mit mir am Hauptweg (trotz Wegelagerern).
 
 
Beim Abstieg zum unteren Giglachsee lachte einem die Ignaz-Mattis-Hütte freundlich von unten entgegen - aber mitnichten - wir mussten wegen "ausreserviert" noch ein wenig mehr als einen Kilometer zur Giglachseehütte dranhängen.
 
 
Das mit dem "ausreserviert" wussten natürlich schon vorher. Wir wollten eh beim "Ignaz" übernachten, aber die Hütte war schon im März voll!!! Aber die Giglachseehütte ist jedenfalls empfehlenswert.
 
2. Tag
Abmarsch diesmal um 08:30.
 
 
Rund um das nördliche Seeufer und durch das Vetternkar an den Knappenseen links vorbei auf die Rotmandlspitze (mit immerhin 2453m der zweithöchste "Gipfel" unserer Hauptstreitmacht).
 
 
Weiter über die Krukeckscharte (Ein paar machten noch einen Abstecher zum Kruckeck) und runter zu der schon im Talkessel verlockend wartenden Keinprechthütte.
 
 
Das war unsere kürzeste Etappe und dementsprechend haben wir uns ordentlich Zeit gelassen. Vorzüglicher Schweinebraten des Abends und empfehlenswert schien mir auch die Karotten-Ingwer-Suppe. Witzig fanden wir den Handyaufladeautomaten (schöne Wortkreation).
 
 
Natürlich darf man dort auch seine Power-Bank etc. aufladen. Und das neumodische, technische Klumpert (welches wir vorher weder gehabt, gebraucht oder vermisst haben) muss einem stromtechnisch schon was wert sein.
 
3. Tag
Diesmal ging es über die Trockenbrotscharte zur Landwierseehütte. Danach hurtiger Aufstieg über die Gollingscharte zur Gollinghütte.
 
 
Die Aufbruchszeit um 08:30 hat sich bewährt. Sogar Thomas war da schon in den Schuhen. Leider hat sich die Gruppe am Mittwoch nochmals um drei Teilnehmerinnen reduziert. Zwei mussten verletzungsbedingt (sehr schöne, prächtige Blasen) aufgeben und bei einer Teilnehmerin hatte sich die Sohle von einem ihrer Schuhe gelöst. Für einen teuren, zwei Jahre alten Markenschuh eher ein Armutszeugnis. Der Hüttenwirt hatte glücklicherweise in Schladming zu tun und hat unsere drei nicht nur bis zur ersten Wanderbushaltestelle (Eschachalm), sondern gleich bis zum Bahnhof mitgenommen. Dafür ein 3 x HOCH!!!
Man ist ja oft an eher merkwürdige Bezeichnungen in den Bergen gewohnt, z.B. der Arschlochwinkel am Krippenstein (da gibt es wenigstens Legenden warum der so heißt), aber wie die Trockenbrotscharte zu ihrem Namen gelangte ist uns unbekannt. Vielleicht hatte das was mit dem ehemaligen Bergbau in der Gegend und den Knappen zu tun. Wenn es wer weiß - bitte um Info.
Kurzer Abriss zur Gollingscharte. Vom Göriachwinkel rauf (von der Landwierseehütte kommend) zur Gollingscharte sind es 500HM bei lediglich 1.235Km Wegstrecke. Das führt zur einer mittleren Steigung von 22 Grad oder 40 Prozent. Also hübsch steil.
 
 
Da man sich ja auf der Hypotenuse eines (sagen wir) rechtwinkeligen Dreiecks bewegt, erhöht sich die Wegstrecke in Wirklichkeit auf 1,332KM. Das kann man locker mit der Formel √(a^2+b^2 ) = c ausrechnen. Bei der Steigung ist das allerdings ziemlich wurscht. Geländebeschaffenheit am Anfang Gras in Serpentinenform, später dann Schotter eher direkt. Drüben geht's ähnlich steil runter. Allerdings in Blockkletterei. Zaht se (Hochdeutsch: zieht sich).
Wie am Foto feststellbar haben oben alle ihre Handys gezückt um den Wegweiser bildlich festzuhalten. Faszinierend.
 
 
Genau bei der Blockkletterei hat uns ein Wolkenbruch erwischt. Ohne Blitz und Donner (Juhu, weil oberhalb der Baumgrenze sehr ungut). Es war aber nicht mal kalt, fast kein Wind und nach ca. 20 Minuten war der Spuk vorbei.
 
 
Im sogenannten Amphitheater am Talboden angekommen (Gollingwinkel) haben wir vor dem Endspurt zur Gollinghütte eine ordentliche Trockenpause gemacht.
 
 
Interessanterweise ist mir jetzt von der Gollinghütte die Dusche (5,- EUR für 5 Minuten) in Erinnerung. Und die Spinatknödel.
 
 
4. Tag
Liebgewordene Traditionen wie Abmarsch um 08:30 soll man nicht aufgeben - also wie gehabt. Außerdem haben wir uns vermehrt. Wir nahmen ein Mädel aus Deutschland für einen Tag in unsere Truppe auf. Ihre Freundin hatte ein bisschen Bammel vor dem Abstieg vom Greifenberg zu den Klafferkesseln. Also haben wir die Freundin unten herum zur Preintalerhütte geschickt (ja das geht) und Franziska haben wir mitgenommen.
Wenn unserer Meinung nach, die Überschreitung des Greifenberg, als Königs/Königinnen-Etappe des Schladminger Höhenweges anzusehen ist, dann war die Gollingscharte zumindest in der Kategorie Prinzen/Prinzessinnen-Etappe anzusiedeln. Das nur der Ordnung wegen. 
Also mal steiler, mal weniger steil von der Gollinghütte rauf zum Greifenberg. So ca. 1000HM (fast) in einem durch. So kurz vorm Gipfel, aber schon auf 2450 und knapp 170HM unter demselben liegt der Greifenbergsattel mit dem Sattelsee, also der Greifenbergsattelsattelsee (ernst gemeint). Natascha war sogar drin. Aber von den Badenden haben wir vorsichtshalber keine Fotos.
 
 
Die restlichen 170HM zum Gipfel (immer quasi die Karotte vor Augen) schleppen sich auch ordentlich.
Aber dann, Juhu!!! Oben!!! Mit vielen, vielen anderen.
 
 
Der Greifenberg wird natürlich sowohl von der Gollinghütte als auch von der Preintalerhütte aus, in Angriff genommen. Ich finde von der Gollinghütte herkommend ist's schöner, weil da hat man die Klafferkesseln noch vor sich.
Drüben runter mit ein paar "Öha-Stellen" samt Seilversicherungen. Grundsätzlich nicht schwer, aber natürlich kann man auch beim Stiegen steigen ausrutschen. Daher Obacht. Den oberen Klaffersee haben wir uns dann aber gleich abkühlungsmäßig gekrallt und eine Stunde Pause gemacht.
 
 
Als Duschersatz bringt der See nichts, denn erstens schwitzt man noch recht brav bis zum Etappenziel und zweitens mach sich Shampoo ja in einem See überhaupt nicht toll. Der Weg über die Klafferscharte und (vor allem) hinunter ins Innere Lämmerkar bis zur Preintalerhütte hängt sich dann noch ziemlich in die Kniegelenke.
 
 
Franziska hat sich aber offensichtlich über ihre "Mitnahme" sehr gefreut und wird hoffentlich noch lange etwas über die Greifenbergtour mit den komischen ÖsterreicherInnen samt ihren lustigen Dialekten zu erzählen haben. Kulinarisch sei erwähnt: Eierschwammerlgulasch mit Knödel oder Kasnocken mit Steirerkas ==> beides geht leider gleichzeitig oder hintereinander nicht.
 
5.Tag
Das Ende war nah oder von nun an ging es (bis auf Zwischenschupferl) bergab.
 
 
Natürlich um 08:30! Anfangs runter über einen Wanderweg und dann bis zum Parkplatz am Fuße der Riesachfälle. Dazwischen hatten wir am Riesachsee noch die Gelegenheit unseren Thomas als Entenflüsterer zu beobachten.
 
 
Die Vorgabe war 11:45 Busabfahrt. Die haben wir erreicht - aber die Jausenstation Granglalm lag verlockend neben der Bushaltestelle und dem riesigem Riesachfälleparkplatz. Also ließen wir unsere letzten 5 Tage bei einem ordentlichen Mittagessen (bis Wien war es ja weit) ausklingen und nahmen den Bus um 12:45 retour zur Hochwurzen Gipfelbahn Talstation.
Alle außer Thomas. Da der Aufstieg über die Riesachfälle zum Riesachsee ja nur in einer Richtung (aufwärts - Einbahnsystem!!!) erlaubt ist, hat er nochmals fast 300HM drangehängt und eine Extrarunde gedreht. Er nahm den Bus um 14:00 und hat's aber auch nach Hause geschafft.
Was aufgefallen ist: überall gab es Duschen (von lauwarm bis heiß) um 4,- bis 5,- EUR und von drei bis fünf Minuten Duschdauer. Das hatten wir in der guten alten Zeit nicht. 
Was noch wichtig erscheint: auf der ersten und vierten Etappe genug zu trinken mitnehmen. Und eventuell auch ein paar Müsliriegel als Reserve. Es gibt nix dazwischen.
 
Grunddaten:
Ehrlich GPS-mäßig persönlich aufgezeichnet ohne Zwischengipfel, quasi am Hauptweg ohne zusätzliche Abstecher oder Abkürzer. Wenn's nicht stimmt ==> bei Garmin beschweren. Zeitangaben reine Gehzeit. Minuten in Industrieminuten umgerechnet (Industrieminuten muss einem erst einmal einfallen).
Tour HM KM Zeit
Hochwurzen - Giglachseehütte 942 13,00 5,05
Giglachseehütte - Keinprechthütte 678 7,50 2,83
Keinprechthütte -Gollinghütte 1015 10,20 4,42
Gollinghütte - Preintalerhütte 1075 8,80 4,22
Preintalerhütte - Riesachtal 162 8,40 2,15
 
Rainer
 
 

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Rainer Vogl
Im Alpenverein Edelweiss seit: 2010
Bergwanderführer
Aktivitäten: Wanderungen im Sommer und Winter, Bergwaldprojekte
Touren mit Rainer Vogl